Nun im November gibt es noch einmal eine
richtige Erntezeit. Auf den ersten Blick
scheint auf der Wiese alles braun. Auf den
zweiten Blick trägt das Braun verschiedene Töne und
Formen und manch scheinbar tote Pflanzen tragen
noch nahrhafte Samen. Apropos scheinbar tot: Der
herbstliche Ordnungswahn in der Landschaft führt
dazu, dass etliche Lebewesen obdachlos werden.
Nämlich all diejenigen, die es sich in den Stengeln
und Wurzeln abgestorbener Pflanzen gemütlich
machen um dort zu überwintern und davon gibt es
Einige. Und wo wir schon dabei sind. Auch Laub
gehört nicht in Plastsäcke sondern unter die Bäume
und Büsche unter die es fällt. Die Natur hat sich
dabei etwas gedacht. Im Laub wird gelebt und
umgewandelt, dort entsteht neues Leben und
frischer Boden und letztlich ist es eine warme,
schützende Decke für die Erde und etliche Tiere.
Weshalb muss da jeden Herbst mit viel Tamtam und
Erdöl aufgeräumt werden? Wie wäre es denn mit
einer Mischpolitik in jeder noch so kleinen und
großen Landschaft? Ein bisschen Ordnung fürs Auge,
die Gewohnheit und den Rasen und mindestens
genausoviel Fläche für den notwendigen Kreislauf
und die darin enthaltende Entstehung neuen Lebens?
Irgendwie erstaunt es mich immer wieder, wieviel
Unsinn die Natur uns verzeiht. Zurück also in ihre
Arme. Wir ernten die Samen des Spitz- und
Breitwegerichs die nicht nur nahrhaft sind, sondern
auch quellende Eigenschaften wie der Leinsame
besitzen. Die wilde Möhre trägt in ihren nun braunen
Nestern, lustige Samentierchen, die aussehen wie
kleine Wesen mit vielen Beinen. Was für eine
Überraschung im trüben November! Wir können die
Samenstände sammeln und zu Hause abrebeln. Noch
scheint nichts los mit den braunen Tausendfüßlern,
aber wenn man sie im Mörser zerreibt, dann
verströmen sie einen aromatischen Duft, nach
Möhre,Sellerie,Anis, Zitrone…..Mmhhh. Einen
aromatischeren Herbstsamen habe ich bisher nicht
getroffen und ich füge ihn ein, in meine Liste der
wilden Würze von der Wiese. Mit diesem Geschmack
lassen sich herzhafte und wie ich finde auch süße
Speisen herrlich würzen und der Teemischung geben
sie ein angenehmes Aroma.
Weniger schmackhaft, aber voller Heilkraft stehen
nun die Samen der Nachtkerze in ihren
aufgesprungen Kapseln. Wie kleine Salzstreuer sehen
sie aus und auch wenn die meisten Samen bereits
verstreut sind, lohnt es sich die Samenstände
liebevoll abzuschneiden und zu Hause, die restichen
schwarz, eckigen Nachtkerzensamen herauszuklopfen.
Viel Mühe für wenig Ernte?
Nun ja. Diese kleine Ernte ist höchst wertvoll und
kostet im Laden deshalb soviel Geld. Das Öl, das aus
den Nachtkerzen gepresst wird enthält als Highlight
die Gammalinolensäure. Ein Star unter den
essentiellen Fettsäuren und seinerseits verantwortlich
für eine Verbesserung der Lebertätigkeit, Senkung
des Cholesterinspiegels und die heilende Wirkung auf
Hauterkrankungen wie Neurodermitis. Dafür lässt
sichs sammeln.
Und zu guter Letzt unsere allgegenwärtige, in allen
Teilen heilsame und stets verfügbare Königin: Die
Brennessel. Auch sie sieht bereits ganz zerzaust aus
und ist nicht viel mehr als ein brauner Strunk. Aber
gut die Hälfte von ihnen trägt noch Samen. Ganz
und gar ausgereift und deshalb braun. Auch wenn
wir uns die Gläser schon mit den prächtigen, grünen
Samen gefüllt haben, kann man sich hier noch einen
knusprigen Nachschlag holen. Denn Brennesselsamen,
erinnern wir uns, schenken uns letztlich Lebenskraft
für den langen, nagenden Winter.
Und wie nun weiter?
Wenn wir uns also an einem möglichst trockenen
Herbsttag noch einmal die Taschen gefüllt haben,
legen wir die Samen zu Hause in der Nähe der
Heizung zum Nachtrocknen aus. Fühlen sie sich ganz
und gar trocken an, werden sie in Gläser gefüllt
und beschriftet. Die wilde Möhre braucht aufgrund
ihrer Geschmacksintensität ein Einzelzimmer, da man
ihre Menge immer extra abschätzen sollte. Die
anderen Samen können wir zusammen aufbewahren.
Damit wir uns nun auch ihre vollen Wirk- und
Nährstoffe einverleiben, werden sie vor dem Verzehr
gemörsert oder ein paar Stunden zum Quellen in
etwas Wasser gelegt.
Täglich ein bis zwei Teelöffel geben uns einen gute
Begleitung durch die Dunkelzeit.
Die frisch gemörserten oder gequollenen Samen
können in Salate, Müslis, unerhitzt in fertige
Gerichte, in Brote oder direkt in Kraftkugeln
verarbeitet werden.
Die Samen können übrigens auch frisch gesammelt
verarbeitet werden. Das Trocknen dient allein der
Haltbarmachung.
Energiebällchen Variante 1
1 Teil gemörserte Wildsamen und 1 Teil
gemahlene Kerne (Sonnenblume, Kürbiss,
Cashew, Hasel….)
2 Teile feine Haferflocken, 1ne Banane (auf ca. 400gr. )
etw. Honig,, Hafermilch
Optional: Kakaopulver, Erdnussbutter, Trockenfrüchte
Die Samen mörsern, die Nüsse rösten und leicht
mörsern. Mit der Banane und den übrigen Zutaten
zu einer formbaren Masse verkneten. Ist der Teig
zu trocken, Hafermilch dazugeben.
Kleine Kugeln formen und in Samen, gerösteten
Kernen, etc. wälzen.
Energiebällchen Variante 2
1 Teil geröstete leicht gemörserte Kerne, 1 1 Teil
feingehackte Trockenfrüchte,
1 Teil fein gemörserte Wildsamen
Optional etwas feine Haferfocken (so werden sie
etwas trockener)
zum Kleben: Erdnussbutter oder Tahin
Würzideen: Zimt, Kardamon, Vanille, Kakao
Alles fest verkneten. Kugeln formen und evt. in
Samen wälzen.
Die Wildsamenmenge:
hängt ganz von Eurem Geschmack und den
Adressaten ab. Ich nehme mindestens zur Hälfte
aller Zutaten Wildsamen. Dann stelle ich die
Energiekugeln in den Kühlschrank und esse täglich ein
paar als Kraftkur. Zum Anfüttern oder Verschenken
nehme ich weniger Samen, so bleibt der Geschmack
sanfter.