Ich bin wie gesagt in Vorratslaune und auf der Wiese lachen
mich wilde Würzkräuter an. Dill und Kümmel gibt es in
meinem Garten nicht, auch keine Pfefferkörner und ich habe
gerade nicht einmal Fenchelkraut zur Hand. Dafür wächst auf
unserer Wiese aber reichlich Graukresse, eine wilde, leicht
scharfe Kreuzblütlerin, die, wie ihr Name schon sagt, nach
einer milden Kresse schmeckt und die, wie ihre Verwandten
keimtötende Eigenschaften hat. Sie trägt zur Zeit Knospen,
Blüten und Samenstände zugleich und ich sammle sie in
kleinen Sträußen. Am Wiesenrand winkt der Beifuß und auch
sein würziges Aroma und seine verdauungsanregende Kraft
kommen mit ins Glas. Und tatsächlich finde ich noch ein paar
Samenstände vom Wiesenbärenklau. Die sind so stark
aromatisch, dass ein paar der Samen schon reichen, um ihren
intensiven Geschmack abzugeben. Mein Würzkörbchen ist
gefüllt. Jetzt brauche ich nur noch das Gemüse. Bevor ich
mich auf den Weg zu unseren benachbarten Gemüsegärtnern
mache, fallen mir noch die prallen Knospen der Nachtkerze
ins Auge. Oh du Wunderbare! Verschenkst Anmut und
duftende Abendblüten für die späten Flügeltiere. Verbirgst
Nahrung und Heilung in jedem Deiner Teile. Von der Wurzel
bis zum Samen. Ich bin mal wieder tief beeindruckt und
froh, die Nachtkerze hier in meiner Nähe zu haben. Ich
sammle einige der Knospen als Wildgemüse und gehe mir ein
paar Zucchinis fangen.
Für eingelegtes Gemüse gibt es tausendundein Rezept. Ich
wiege und messe nur, wenn es wirklich nötig ist. Für
essigsaures Gemüse halte ich es einfach: Aus Wasser, Essig,
Salz, Honig und den gesammelten Gewürzen stelle ich eine
Tunke her, die mir gut schmeckt. So wie das Gurkenwasser
im Glas. Die Zutaten werden aufgekocht, Zucchinischeiben
und Nachtkerzenknospen werden kurz darin blanchiert und
dann gebe ich alles zusammen in ausgekochte Gläser. Deckel
fest drauf und schwups, fertig. Nutze das Naheliegenste -
kurze Wege, einfache Lösungen. Es kostet weniger Geld,
aber mehr Zeit. Und wahrscheinlich liegt darin der
eigentliche Schatz.